Viele Anregungen der Bürgerschaft finden sich im Rahmenplan wieder
Der Rahmenplan für das Quartier „Der neue Stöckach“ wurde zuletzt im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik (STA) der Stadt Stuttgart beschlossen. In den Rahmenplan flossen zahlreiche Ideen aus der Bürgerschaft ein. Wir sprachen hierzu mit Verena Gehrmann-Linnerth, Projektleiterin „Der neue Stöckach“, und Kristina Oldenburg, die den Beteiligungsprozess zum Projekt seit 2019 begleitet.
Was sind die Wünsche der Bürger*innen für den neuen Stöckach?
Kristina Oldenburg:
Natürlich ist bezahlbarer Wohnraum und neue Wohnformen für ein gemischtes Quartier ein großes Thema. Aber es gibt für mich auch überraschende Faktoren: Es ist der Bürgerschaft ein echtes Anliegen, dass am neuen Stöckach etwas Nachhaltiges entsteht, also ein Quartier, das soziale wie ökologische Faktoren gleichermaßen berücksichtigt. Und auch der Wunsch nach Gemeinschaft ist groß.
Kristina Oldenburg:
Es zeigt sich, dass die Bürger*innen mit dem neuen Stöckach eine Heimat finden wollen, in der sie nicht nur wohnen, sondern gut leben können. Das bedeutet, dass sie sich hier auch mit anderen Menschen treffen und aktiv sein möchten, Sport treiben, Kaffee trinken und essen gehen oder (durchaus auch nachhaltig) einkaufen können. Individueller Raum und Raum für gemeinsame Aktivitäten sind gleichermaßen wichtig. Die Menschen wollen am neuen Stöckach „ankommen“ und sehen das Quartier als besonderen Ort mit Geschichte.
Und diese Wünsche fanden alle Eingang in den Rahmenplan?
Verena Gehrmann-Linnerth:
Wir hatten einen Katalog an Vorschlägen aus der Bürgerbeteiligung. Viele Anregungen finden sich im Rahmenplan wieder. So legen wir großen Wert auf bezahlbaren Wohnraum: Statt der vorgegebenen Quote von 30 % gefördertem Wohnraum schaffen wir vor Ort rd. 40 %. Kurze Wege und der Erhalt von Bestandsgebäuden werden ebenso umgesetzt. Zudem spiegelt sich im Rahmenplan die Bedeutung der Grün- und Freiräume genauso wider wie der Wunsch eines möglichst autofreien Quartiers mit einem vielfältigen und nachhaltigen Mobilitätsangebot. Auch ökologische Gesichtspunkte werden eine große Rolle spielen.
Gerade haben wir erfahren, dass der gemeinschaftliche Aspekt wichtig ist. Wie sieht es damit aus?
Verena Gehrmann-Linnerth:
Viele Wünsche sind sehr konkret. Der Rahmenplan geht aber an vielen Stellen noch nicht so sehr in die Tiefe. Vielmehr gibt er einen Rahmen für das Quartier vor. Aber natürlich haben wir die Bedarfe auf dem Schirm. In den nächsten Schritten wird es nun darum gehen, diese in die Projektentwicklung einzubringen und konkrete Lösungen zu entwickeln. Wir sind hier auf einem guten Weg. Für manche Fragestellungen ist es aber noch etwas zu früh.
Verena Gehrmann-Linnerth:
Das Quartier wird sich künftig auch durch die verschiedenen Geschäfte, Einrichtungen und Angebote auszeichnen. Bis das gesamte Quartier fertiggestellt ist, dauert es jedoch noch viele Jahre – aktuell rechnen wir im Jahr 2029 damit. Heute schon die genauen Bedarfe festzulegen oder gar Verträge mit potentiellen gewerblichen Mieter*innen abzuschließen, wäre viel zu früh. Klar ist: Wir werden die Wünsche der Bevölkerung weiter ernst nehmen und schauen, ob die Bedarfe gleichbleiben oder sich eventuell mit der Zeit auch noch Änderungen ergeben.
Das heißt, die Bürgerbeteiligung geht weiter?
Kristina Oldenburg:
Der Dialog mit den Bürger*innen geht weiter. Partizipation ist ein wichtiger Baustein des Projekts – auch in diesem Jahr. Zwei Veranstaltungen zum Rahmenplan haben bereits stattgefunden. Einzelne Fragestellungen wie beispielsweise zum Wohnen oder zur Freiraumgestaltung werden in kommenden Beteiligungsformaten genauso aufgegriffen wie aktuelle Themen - unter anderem der Start des Rückbaus.
Verena Gehrmann-Linnerth:
Dem kann ich nur zustimmen! Wichtig ist mir als Projektleiterin, die Bürgerschaft weiter dann einzubinden, wenn es auch sinnstiftend ist. Die bisherige Bürgerbeteiligung hat unglaublich wertvollen Input für unser Projekt gebracht, auf diese Anregungen und Ideen wollen wir weiterhin zählen dürfen. Hier möchte ich mich bei allen bedanken, die bisher aktiv an den Beteiligungsformaten mitgewirkt haben: Ihr Einsatz hat das Projekt schon jetzt ein gutes Stück besser gemacht und zielgerichtet vorangebracht!
Verena Gehrmann-Linnerth ist Teil des EnBW-Teams für „Der neue Stöckach“ und verantwortet dort die projektbegleitende Bürgerbeteiligung. Seit Mai 2022 leitet sie gemeinsam mit Marco Geis das Projekt zur Entwicklung des neuen Quartiers. Die studierte Wirtschaftsingenieurin und Innenarchitektin ist bereits seit 2009 bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG tätig.
Kristina Oldenburg ist Inhaberin und Geschäftsführerin von KOKONSULT by Kristina Oldenburg und verantwortet beim Projekt „Der neue Stöckach" den Bereich der Bürgerbeteiligung. Seit 20 Jahren gestaltet die Stadtplanerin, Supervisorin und Mediatorin nachhaltige Transformationsprozesse mit dem Schwerpunkt Partizipation.