Kohleausstieg am Standort Stuttgart-Münster
Klimaneutral bis 2035 – mit diesem Versprechen legt sich die EnBW auf ihren Beitrag zum Klimaschutz im Sinne des Pariser Abkommens von 2015 fest. Für die EnBW bedeutet das einerseits, die erneuerbaren Energien weiter systematisch auszubauen, andererseits will sie mittelfristig aus der Nutzung von Kohle und langfristig aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen als Energieträger aussteigen. Mit dem Neubau einer Gasturbinen-Anlage zur Erzeugung von Strom und Wärme auf Basis von klimafreundlicherem Erdgas am Standort Stuttgart-Münster kommt die EnBW diesem Ziel einen Schritt näher. Der Fuel Switch auf klimafreundlicheres Erdgas ist dabei nur eine Brückentechnologie auf dem Weg zur Energieerzeugung über grüne Gase wie regenerativ erzeugtem Wasserstoff.
Am Standort unseres Restmüllheizkraftwerks Stuttgart-Münster steht ein weiterer Schritt hin zur Klimaneutralität im Bereich der Fernwärmeversorgung der Region Stuttgart an: Eine Großwärmepumpe soll die Abwärme aus dem Kühlwasserablauf des Standorts nutzen, um bis zu 24 MW Fernwärme zu erzeugen. Die Großwärmepumpe in Stuttgart-Münster wird eine der ersten Anlagen in Deutschland in dieser Größenordnung sein und setzt damit neue Maßstäbe in der energetischen Nutzung von Abwärme.
Angetrieben wird die Großwärmepumpe von zertifiziertem Grünstrom aus der Müllverbrennung. Durch die so erzeugte klimaneutrale Fernwärme können pro Jahr ca. 15.000 Tonnen CO₂ eingespart werden. Der Anteil der klimaneutralen Fernwärme in der Region Stuttgart steigt dadurch um ca. 10 % auf rund 25 %. Somit leistet die Wärmepumpe nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Fernwärmeerzeugung der EnBW, sondern unterstützt auch signifikant die Stadt Stuttgart bei der Erreichung ihrer Klimaschutzziele.
Die Großwärmepumpe wird in ein Bestandsgebäude des Kraftwerks installiert. Die Inbetriebnahme der Neuanlage ist im ersten Quartal 2024 vorgesehen.
Funktionsweise der Großwärmepumpe
Die Wärmepumpentechnologie ist bekannt aus dem Bereich der Gebäudeheizung. Die Wärmepumpe entzieht der Umwelt Wärme, um mit dieser den Innenraum eines Hauses mit Heizwärme zu versorgen. Im Fall der Großwärmepumpe wird stattdessen Fernwärme produziert und die Umweltwärme dem Kühlwasser des Restmüllheizkraftwerks entzogen.
Die Wärmepumpentechnologie in diesem großen Maßstab gilt als vielversprechender Baustein hin zu einer klimaneutralen Fernwärmeversorgung. Unter den aktuellen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist sie aber in der Regel nicht wirtschaftlich umsetzbar. Daher fördert das BMWK im Rahmen des Ideenwettbewerbes „Reallabore der Energiewende“ dieses Projekt. Das Projekt in Stuttgart-Münster ist Teil des Verbundforschungsprojekts „Großwärmepumpen in Fernwärmenetzen – Installation, Betrieb, Monitoring und Systemeinbindung“.
Vorteile und Herausforderungen
Der Bau der Großwärmepumpe sorgt dafür, dass der Wärmeeintrag in den Neckar reduziert wird und die im Kühlwasser enthaltene Energie zur Erzeugung klimaneutraler Fernwärme genutzt werden kann. Eine besondere Herausforderung für das Projekt ist die Einbindung der neuen Großwärmepumpe in die Bestandsanlagen des schon sehr lange existierenden Kraftwerksstandorts Stuttgart-Münster, da während des Neubaus der laufende Betrieb am Standort aufrechtzuerhalten ist. Außerdem müssen die neuen Anlagen in die bestehende Infrastruktur und in Bestandsgebäude integriert werden.
Technische Daten
Leistung
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ca. 20-24 MW Fernwärme (abhängig von der Temperatur der Wärmequelle)
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COP
(Coefficient of Performance, Verhältnis von erzeugter Wärme zu benötigtem Strom) |
ca. 3
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Heizkreislauf
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Fernwärmewasser, das von den Fernwärmekunden zurück in das Heizkraftwerk kommt (sogenannter Rücklauf) wird in zwei Stufen auf das erforderliche Temperaturniveau des Vorlaufs (Wasser, das zu den FW-Kunden transportiert wird) aufgeheizt. Die Wärmepumpe wird für die erste Aufheizstufe (90°C) eingesetzt.
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Kühlwasserentnahme
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ca. 4.300 m³/h (entspricht ca. 1.200 l/s)
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Investition
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ca. 17 Mio €
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